Sonnenaufgang auf dem Brocken am Ostermontag


Hallo zusammen!

Eine Tour auf den Brocken im Winter ist immer eine ganz besondere Erfahrung, gerade für uns Tiefländer, die wir nur selten Schnee zu Gesicht bekommen. Aber mittlerweile hat man das schon oft genug gemacht und auch hier im Forum schon mehr als genug Bilder davon zu Gesicht bekommen. Noch viel schöner und (noch) ein Geheimtipp ist jedoch der Sonnenaufgang auf dem Brocken bzw. die Nachtwanderung dorthin. So ein Trip hat irgendwie einen Hauch von einer Polarexpedition und ist eine ganz besondere Erfahrung, nicht nur der schönen Bilder wegen. So haben mein Arbeitskollege Michael, meine Freundin und ich uns entschieden, am frühen Ostermontag zum Brocken zu fahren. Die Wettervorhersage versprach für diesen Morgen nämlich klaren Himmel, zudem lag etwa ein Meter recht frischer Schnee und die Temperaturen sollten um die -10°C liegen, für Ende März ganz beachtlich.

Wenn man zum Sonnenaufgang oben auf dem Berg sein will, muss man natürlich früh aufbrechen - erst recht, wenn es Ende März ist und die Sonne schon um kurz nach 6 Uhr aufgeht. Um sicherzugehen sind wir schon gegen 2:15 Uhr in Hannover gestartet. Das kostet zwar erstmal gehörig Überwindung, aufzustehen, wenn andere ins Bett gehen, noch dazu am Ostermontag, aber es lohnt sich!

Kurz nach halb vier kamen wir in Oderbrück an - das liegt an der Harz-Hochstraße von Bad Harzburg nach Braunlage auf etwa 800 m Höhe. Von dort sind es etwa 7,5 km zum Brocken, inklusive Fotos planten wir also etwa 2 Stunden ein, um rechtzeitig oben zu sein. Das erste Erlebnis war der Ausstieg aus dem Auto. In Hannover bei etwa -2°C losgefahren, waren es hier oben deutlich unter -10°C. Das ist schon ein Unterschied, zumal man solche Temperaturen den ganzen milden Winter lang nicht erlebt hat. Leider hatten wir kein Thermometer dabei. Da aber in dieser Nacht die Harzer Orte Schierke und Königshütte eine Tiefsttemperatur von -14°C meldeten, Brocken -12°C und Torfhaus -11°C, mussten es während unserer Wanderung ebenfalls unter -10°C, wenn nicht an einigen Stellen sogar unter -15°C gewesen sein. Und das merkte man... spätestens beim Fotografieren ohne Handschuhe... Immerhin war es völlig windstill. Und auch sonst regte sich absolut gar nichts, alles war im wahrsten Sinne des Wortes erstarrt. Die Geräuschkulisse war atemberaubend. Es existierten nur zwei Geräusche: entweder das Knirschen und Quietschen des Schnees unter den Schuhen, welches einem wie ohrenbetäubender Lärm vorkam (der Schnee hört sich ab einer bestimmten Temperatur ganz anders an) oder absolute Stille, als ob man in einem schallisolierten Raum stünde. Das muss man erlebt haben! Nun aber endlich zu den Bildern. Dank des zwar tiefstehenden aber fast vollen Mondes und des Schnees brauchten wir keine Taschenlampen. So waren mit genügend langer Belichtung auch Aufnahmen möglich. Hier ein erstes Bild vom frisch gespurten Waldweg:




Ein erster Blick auf den Brocken mit der hell leuchtenden Antenne:




Gegen 3:45 Uhr waren wir gestartet, kurz nach 6 Uhr sollte die Sonne aufgehen. So dauerte es gar nicht mal so lange, bis es im Nordosten schon ein bisschen heller wurde. Folgendes Bild habe ich um 5:04 Uhr aufgenommen - hier war der Himmel schon deutlich erhellt:




Auf der anderen Seite tauchte der Mond die Landschaft in ein mystisches Licht und der Schnee glitzerte vor sich hin:




So langsam wurde der Blick auf die Uhr häufiger. Da wir doch recht häufig zum Fotografieren anhielten und Michael auch den einen oder anderen Abstecher in die "Wildnis" abseits der Schienen machte, wurde die Zeit allmählich knapp. Man konnte förmlich zusehen wie es heller wurde. Durch den reflektierenden Schnee hatten man das Gefühl, die Sonne müsse jeden Moment aufgehen, obwohl es selbst auf folgendem Bild noch fast eine halbe Stunde bis dahin ist:








Ich beim Fotografieren des letzten Fotos (Bild von Michael):




Immer noch fast 20 Minuten bis Sonnenaufgang:




Endlich oben angelangt hieß es eine geeignete Position zum Beobachten und Fotografieren des Sonnenaufgangs zu finden. Hier ein Panorama mit meinen beiden Mitstreitern (zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken):




Am schönsten fand ich gar nicht mal den Blick Richtung Osten zur aufgehenden Sonne sondern den Blick etwa 120° quer dazu, hier erschienen die mit dezimeterdickem Raureif überzogenen Bäume in einem ganz tollen Licht, das mich wie magisch anzog:




Nun war es fast soweit, gleich würde sich die Sonne aus dem Dunst erheben:







Auf der anderen Seite noch der dunkle Erdschatten mit Mond:




Glühender Himmel...




Und nun Vorhang auf für die Sonne - 6:07 bis 6:11 Uhr:













Panorama (zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken!):




Ein letztes Mal der allmählich im Dunst und der Gegendämmerung verschwindende Mond:




Für kurze Zeit wurde der Gipfel nun in ein intensives rotes Licht getaucht:









In diesem Licht wurde einem selbst bei -12°C ein bisschen warm - zumal fast kein Wind wehte, selbst hier oben auf dem Gipfel nicht (hatte ich bis dazu noch nicht erlebt):







Blick auf den 970 m hohen Wurmberg:




Wir hatten das Glück, wohl einen der schönsten Tage dieses Winters zu erleben: kein Wind, unter -10°C, fast wolkenloser Himmel, 1 Meter Schnee - was will man mehr?




Man beachte den dreieckigen Schattenwurf des Brocken:




Raureif-Skulpturen:




Wir machten nun einen kleinen Abstecher in den "Wald", abseits des Weges (der ebenfalls von Schneemassen bedeckt war). Es war nun 7 Uhr und das rötliche Licht fast völlig verschwunden. Die folgenden Bilder hat man in dieser Art sicherlich schon oft gesehen - trotzdem immer wieder schön anzusehen:













Nahaufnahme der Schneeoberfläche mit unzähligen filigranen Reifkristallen:




Panorama - bitte zum Vergrößern auf das Bild klicken:




In der Ferne zeigten sich Richtung Norden sogar Lenticularis-Wolken am Himmel - Vorboten der allmählich aufziehenden Bewölkung.




Wir wärmten uns erstmal eine Weile auf der verglasten Aussichtsplattform des Brockenhotels auf, das war auch dringend nötig nach 4 Stunden draußen bei Temperaturen unter -10°C. Inzwischen tauchten auch schon erste Eiskristalle in meiner Wasserflasche auf. ;-)

Gegen 9 Uhr (nun, 3 Stunden nachdem wir oben angekommen waren, tauchten auch allmählich die ersten Menschen auf dem Gipfel auf ;-)) brachen wir dann zu einer zweiten Tour durch den Brockenwald auf.

Zunächst aber das obligatorische Gruppenfoto mit dem Gipfelstein (von links nach rechts: Michael, meine Freundin, ich):

















Bevor wir uns dann gegen halb elf auf den Rückweg machten, gab es noch einen wunderschönen Halo zu bewundern, entstanden durch die aufgezogene Cirrus-Bewölkung:







Kurz vor elf kam dann der erste Zug des Tages den Berg hinaufgestampft - welch Dreckschleuder... ;-)




Auf dem Rückweg dann der absolute Gegensatz zum Aufstieg in der Nacht. Vorbei war es mit der Ruhe und Abgeschiedenheit. Es wimmelte nun nur so von Menschen, der reinste Massenansturm auf den Brocken. Kein Wunder, schließlich war Ostermontag und traumhaftes Winterwetter. Die Temperatur muss jetzt etwa -5°C betragen haben, es kam einen durch die Sonne viel wärmer vor. Auch der Schnee machte jetzt beim Drauftreten wieder sein typisches Geräusch wie wir es kennen und nicht mehr das Quietschen wie noch in der Nacht.

Man mag es kaum glauben, aber wir erblickten doch tatsächlich eine Maus, die durch den Schnee lief und dann alsbald in einer kleinen Tanne verschwand:




Wieder unten beim Auto angekommen, machten wir noch einen kleinen Abstecher zu den Hammersteinklippen. Diese lagen nur etwa 500 Meter abseits der Straße, der Weg dorthin war jedoch mit einer unberührten Schneedecke von mindestens 50 cm bedeckt. ;-) So wurde eine kleine Tiefschneewanderung daraus...

Blick von den Hammersteinklippen ins Sösetal:







Und noch ein Panorama (zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken!) - der Höhenzug links heißt "Auf dem Acker" und liegt maximal 860 Meter hoch:




Wie man auf den letzten Bildern sieht, hatte es sich mittlerweile komplett zugezogen. Aber wir hatten genug Sonne gesehen und sogar ein bisschen Farbe im Gesicht bekommen. Auf dem Nachhauseweg fing es dann sogar an zu schneien und kurz vor der Ankunft in Hannover sogar äußerst heftig... Winter an Ostern also nicht nur in den Bergen...

Nun habe ich es also auch im Winter 2007/08 zum Brocken geschafft. Ich weiß noch wie ich im November angesichts des 1 Meter Schnees dort oben gedacht habe, das würde im Januar/Februar noch viel besser werden. Nun ja, wir wissen alle, was dann folgte... Ein unglaubliches Glück, dass es zum Winterausklang, eigentlich schon im Frühling der Winter im Harz nochmal mit aller Macht zurückgekehrt ist. Wie ich im Nachhinein erfahren habe, waren wir in der kältesten Nacht des Winters oben am Brocken...

Genug der vielen Worte und Bilder - ich hoffe, die Brockenbilder der etwas anderen Art haben gefallen! So eine Tour zum Sonnenaufgang kann ich nur empfehlen, das ist doch etwas ganz anderes als dort bei Tag hochzuwandern!